,Via Media': Spiritualistische Lebenswelten und Konfessionalisierung
Caroline Gritschke
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Geisteswissenschaften, Kunst, Musik / Neuzeit bis 1918
Beschreibung
Der Spiritualismus im 16. und 17. Jahrhundert ist in der Forschungsdiskussion um Reformation und Konfessionalisierung bislang weitgehend vernachlässigt worden. Thema des Buches von Caroline Gritschke ist daher eine der größten spiritualistischen Gruppierungen im 16. und 17. Jahrhundert. Sie untersucht sowohl die internen Strukturen des Schwenckfeldertums als auch dessen Verbindungen zur Mehrheitsgesellschaft, die gerade ihr konfessionelles Profil entwickelte. Die Schwenckfelder im süddeutschen Raum bildeten keine fest zu umreißende sozio-religiöse Gruppe, sondern ein loses Netzwerk, das Beziehungen von unterschiedlicher Intensität zuließ. In dieser lockeren Organisationsform war das süddeutsche Schwenckfeldertum als religiöse Gemeinschaft bis ins 17. Jahrhundert hinein lebensfähig. Die Autorin analysiert die Selbstbehauptungsstrategien der Schwenckfelder, die den Kern ihrer Anliegen als "via media" bezeichneten. Dieses Konzept der Mitte und des Maßhaltens bezogen sie auf theologische, lebensweltliche und religionspolitische Kontexte und umschrieben so ihre Bemühungen, gegensätzliche und widersprüchliche Aspekte ihres Lebens miteinander in Beziehung zu setzen. Die dissimulierenden Handlungsstrategien der Spiritualisten, die es ihnen ermöglichten, ihren Glauben gleichzeitig zu bekennen und zu verbergen, korrespondierten mit der dualistischen schwenckfeldischen Theologie. Das aktiv-teilnehmende Leben in der Welt einerseits und die schwenckfeldische Religiosität auf der anderen Seite, mittelalterliche Mystik und modern anmutender individuell erfahrbarer Glaube von Christi Wirken im Herzen wurden in der schwenckfeldischen "via media" ebenso möglich wie die Existenz zwischen den Konfessionen.
Rezensionen
Mit Gritschkes sorgfältig erarbeiteter und gut lesbarer Studie darf das Schwenckfeldertum des süddeutschen Raumes als vorbildlich erforscht gelten. [...] Der Autorin ist für dieses wichtige Buch höchste Anerkennung zu zollen. Norbert Haag, in: Blätter für Württembergische Kirchengeschichte, 111 (2011), S. 275f. Gritschkes Buch besticht durch die systematische Breite, mit der sie ihr Thema bearbeitet hat. [...] Die Ergebnisse die [die Autorin] erzielt, gehen über eine bloße Frömmigkeitsstudie hinaus. Martin Gierl in: Zeitschrift für Historische Forschung, 37 (2010) Der Band gibt "einen detaillierten und differenzierten Einblick in die Welt spiritualistischer Gruppierungen [...]. Hanspeter Jecker in: Jahrbuch der Schweizerischen Vereins für Täufergeschichte "Mennonitica Helvetica"