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Sozialgeschichte als politische Geschichte

Werner Conze und die Neuorientierung der westdeutschen Geschichtswissenschaft nach 1945

Thomas Etzemüller

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De Gruyter img Link Publisher

Geisteswissenschaften, Kunst, Musik / Zeitgeschichte (1945 bis 1989)

Beschreibung

Der Historiker Werner Conze, als Angehöriger der sogenannten Volksgeschichte in der Zwischenkriegszeit sozialhistorisch ausgebildet, verfolgte nach dem Kriege dezidiert das Projekt, die bislang von der Politikgeschichte dominierte Geschichtsschreibung auf Sozialgeschichte umzustellen. Er und einige befreundete Kollegen waren der Meinung, dass die tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse im Gefolge der Industrialisierung und des Aufstiegs des Kommunismus in Europa politikgeschichtlich nicht mehr angemessen zu verstehen seien, sondern neuer Untersuchungsmethoden bedürften. Die Erneuerung erforderte freilich geschickte strategische Arbeit. Die Historiker mussten in einem mühevollen Prozess vom Mehrwert einer sozialgeschichtlichen Herangehensweise überzeugt werden, Sozialgeschichte setzte nicht sich durch, sie musste durch Historiker wie Conze aktiv propagiert und in der Historiographie etabliert werden. Gleichzeitig wird hinter dem Projekt der Sozialgeschichte ein spezifisches Weltbild sichtbar. Man erkennt, dass die Texte der frühen Sozialgeschichte durch die Vorstellung, dass die Gesellschaft im Innern sozial harmonisiert und nach außen durch sichere, eindeutigen Grenzen geschützt sein sollte, strukturiert wurden. Eine solche Gesellschaftsordnung bildete - wegen der persönlichen Erfahrung andauernder gesellschaftlicher Instabilität seit 1918 - das Ideal der Sozialhistoriker. Durch den Kommunismus sahen sie dieses Ideal permanent doppelt bedroht: im Innern durch soziale Revolutionen, von außen durch die Sowjetunion. Ihre Texte erweisen sich vor diesem Hintergrund als ein komplexes System ineinander verschachtelter und sich gegenseitig stützender Deutungen, das die Legitimation des Kommunismus historiographisch eliminieren sollte. Sozialisation in der Zwischenkriegszeit, methodische Innovation und politisches Programm erweisen sich in der Sozialgeschichte der frühen Bundesrepublik als unlösbar miteinander verknüpft; ein in der Zwischenkriegszeit ausgebildetes Ordnungsdenken modernisierte und prägte inhaltlich wie methodisch die Historiographie der 1950er Jahre.

Rezensionen

Peter Exner, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 2002
"Die Arbeit gewinnt ihre Überzeugungskraft vor allem durch die breite Anlage, die nicht nur personelle Konstellationen, inhaltliche Fragen und wissenschaftspolitische Grundlinien zusammenführt, sondern auch den Blick auf die Nachbardisziplinen Soziologie und Politikwissenschaft und die realen gesellschaftlichen Veränderungen mit einbezieht. [...] Durch seine intelligente Anlage, seine solide Fundierung durch Literatur und Archivalien und nicht zuletzt durch seine unprätentiöse Sprache hat dieses Buch die Messlatte für nachfolgende Arbeiten erfreulich hoch gelegt." Winfried Schulze, in: Süddeutsche Zeitung vom 29.11.2001 "Die Studie ist brillant konzipiert, quellenreich an Archivalien wie an veröffentlichten Quellen, theoretisch überzeugend fundiert und dabei gut lesbar."

Kundenbewertungen

Schlagwörter

Conze, Werner, Sozialgeschichte <Fach>