Leseprobe
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Ein Mustergatte erzählt
Willy Rencin
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Belletristik / Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Beschreibung
Ich habe selbstverständlich für die Nöte und kleinen Sorgen meiner Gattin ein offenes Ohr und bin immer bemüht, sie in jeglicher Form zu unterstützen. So helfe ich beim Fensterputzen oder Staubwischen, indem ich ihr die verbliebenen Schmutzpartikel anzeige oder die von ihr abgenommenen Gardinen handlich zusammenfalte. So lassen sie sich bequem von ihr ins Bad zur Waschmaschine tragen. Ich schaue ihr auch gern nur einfach zu. Was mich immer ein wenig aus dem Gleichgewicht bringt, ist; wenn sie aus einer inneren Eingebung heraus alle Gläser und das große (ererbte) Porzellanservice aus den Anrichten holt zwecks gründlicher Reinigung. In einer Schüssel, wohlgemerkt! Eine Geschirrspülmaschine halten wir, schon wegen des hohen Stromverbrauches, für total überflüssig. Also Gläser reinigen; ein Mann würde sich für selten anfallende, aber notwendige Arbeiten (so er kein Liederjan ist) einen Terminplan machen und sich streng daran halten. Ich würde jedenfalls so handeln! Meine Frau behauptet, sie brauche dafür keinen Plan, hätte es im Gefühl, wenn der Zeitpunkt heran wäre. Sie ist sonst keineswegs so stur, ist eher einsichtig, aber in dieser Beziehung war mein Bemühen ein Haschen nach Wind. Sie hat es im Gefühl!
