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Harte Jahre

Roman

Jürgen Ritschel

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Belletristik / Gegenwartsliteratur (ab 1945)

Beschreibung

Habent sua fata libelli - Bücher haben ihre Schicksale – so lautet ein berühmtes lateinisches Sprichwort: Im Leben eines Buches oder eines künftigen Buches kann viel passieren. Genau das ist diesem Roman passiert – er wurde gleich zweimal aus dem Verkehr gezogen: Zunächst wurde er aus dem Mitteldeutschen Verlag in Halle an den DDR-Militärverlag in Berlin weitergereicht. Und wieder war dieser Roman weg vom Fenster. So langsam sinkt die Zahl derjenigen, die sich noch an ihre Zeit bei der Fahne und an die dort herrschenden Bedingungen erinnern können. Und damit sind wir bei einem Hauptthema dieses aufmüpfigen Buches – beim Widerspruch von Sein und Schein, wie er in der DDR nicht länger zu verbergen war – auch in der Armee des Volkes nicht. Das muss auch Werner Rosenkranz erfahren, der sich gleich nach dem Abitur als Soldat meldet und Funktechniker einer Fliegerabwehr-Raketeneinheit wird: Rosenkranz hatte sich beim Geländelauf einen Knöchel verstaucht und hinkte. Darum hinkte er auch beim Laufschritt vom Kompaniegebäude zum Essensaal, und er hinkte beim Laufschritt vom Essensaal zum Kompaniegebäude. Die Offiziersschüler standen an jeder Biegung, jeder Ecke, jedem Flur, jedem Treppenabsatz und heizten die frischen Kanoniere an. „Laufen Sie! Laufen Sie!“ Von überall her drangen diese Rufe. Ein Kanon der Hatz. Und Rosenkranz hinkte an einem der Antreibenden vorbei. „Laufen Sie! Sie sollen laufen!“ „Kann nicht. Bein verstaucht.“ Rosenkranz hatte es schnoddrig gesagt, provokant, wütend, weil er auf Strenge und auf gesunden Leistungsdruck eingestellt war, nicht aber auf Vorgesetzte, die ihn mit Genuss nach ihrer Laune tanzen ließen und die sich beim Antreiben gegenseitig zu übertrumpfen suchten. Er hinkte absichtlich stärker und lief langsamer. Das war er seinen Schmerzen schuldig und seinem Stolz. Der Offiziersschüler rannte ihm nach, baute sich vor ihm auf. Sehr dicht. Seine Stimme nahm eine hohe Tonlage an. „Was bilden Sie sich ein, wer Sie sind? Ich hatte befohlen: Laufen Sie! Name und Gruppe. Sie melden sich im Gruppenführerzimmer!“ Rosenkranz nannte Namen und Gruppe, aber er versprach sich vor Erregung. Er wusste, etwas Unangenehmes würde folgen. Warum? Er wurde zum Essen gehetzt; er wurde nach dem Essen gehetzt. Früh, mittags, abends. Man trieb ihn an. Warum? Man ignorierte seinen Schmerz im Knöchel. Warum? War das nicht der Auftakt, ihm seine Würde auszutreiben, seinen Charakter zu brechen? Stimmte solche Art mit dem vorgegebenen Geist dieser Armee überein?

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Schlagwörter

Demütigungen, Sexualität, Liebe, Kalter Krieg, Wachvergehen, Militärknast, NVA, Drill, Aufbegehren, Schikanen, DDR, 20. Jahrhundert