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Kommunismus

kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird

Bini Adamczak

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Sachbuch / Politik

Beschreibung

Wie lässt es sich - jetzt! - 25 Jahre nach dem Ende der Geschichte über das Ende der Vorgeschichte, über Kommunismus schreiben, ohne der Lächerlichkeit eines ohnmächtigen Pathos zu verfallen? Kritische Kritik + Negation der Negation? Aber: sollte sich der Kommunismus auf übelgelaunte Negation beschränken, ohne Traum und Sexappeal? Es bedarf einer kinderleichten Sprache um ein kommunistisches Begehren zu erfinden. »Den Kommunismus machen: das kann ja wohl nicht so schwer sein.« KOMMUNISMUS ist für alle da. Einsteigerinnen und solche, die schon immer an diesem verflixten Fetischkapitel verzweifelt sind: Artisten der Negation, praktische Kritikerinnen und jene, denen das falsche Ganze einfach als zu farblos erscheint. Die kleine Geschichte erweist den Kommunismus gänzlich unzeitgemäß als das wunderlich Einfache + Schöne. Sie folgt einem kommunistischen Begehren: dass endlich alles anders wird. In ihrem Nachwort skizziert die Autorin die historischen und theoretischen Koordinaten der Konstruktion eines kommunistischen Begehrens.

Rezensionen


Wie kann eine Welt aussehen ohne Ungerechtigkeit, Zwang und Kontrolle? Jede_r hat sich das wohl schon einmal gefragt. Viele Linke antworten darauf: „Kommunismus. Das ist die ultimative Lösung.“ Andere schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie dieses Wort auch nur hören: „Kommunismus?! Das ist doch das mit der Stasi…Das ist doch nicht dein Ernst!“ Aber wie soll er denn nun funktionieren, dieser hochgelobte und verteufelte Kommunismus? Wieso soll er so viel besser/ schlechter/ unmöglicher sein als der Kapitalismus?

Wer versucht, dieser Frage auf den Grund zu gehen, stößt meist recht schnell auf den linken Theoretiker Karl Marx und sein Hauptwerk „Das Kapital“. Doch auch wenn es unpopulär ist, das zuzugeben: Sehr viele junge und alte Menschen sind schon daran gescheitert, dieses zweifellos bedeutende aber nicht gerade einfache Buch zu lesen und zu verstehen. Oft werden diese Menschen dann von anderen belächelt oder von oben herab belehrt. Doch auch die, die sich tatsächlich durch die drei Bände „Das Kapital“ gebissen haben, stehen zum Schluss häufig immer noch vor ihrer Frage: „So, und was ist nun der Kommunismus? Das kann doch nicht so schwer sein!“ Ist es auch nicht.

In ihrem Buch „Kommunismus. Kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird“ erzählt Bini Adamczak von ein paar Menschen, die merken: Im Kapitalismus müssen sie so viel in der Fabrik arbeiten bis ihnen der Rücken weh tut, obwohl sie dazu oft gar keine Lust haben. Und zur Belohnung dürfen sie nur zweimal die Woche ins Kino gehen. Sie wollen aber keine Rückenschmerzen und häufiger ins Kino wollen sie auch. Und überhaupt wollen sie nicht von Dingen beherrscht werden und von Menschen auch nicht. Darum beschließen sie, den Kommunismus einzuführen. Aber leider hat keine_r von ihnen so eine rechte Vorstellung, wie so ein Kommunismus denn aussieht. Nur davon, wie er aussehen könnte. Also sagen die Menschen: „Am besten, wir probieren die Vorstellungen einfach der Reihe nach aus. Dann werden wir ja sehen.“

Und so probieren sie immer neue Vorstellungen aus, um ihr Leben angenehm, gerecht und frei zu gestalten. Aber es ist ja keine Meisterin vom Himmel gefallen, darum gehen viele Dinge schief und die ersten Versuche enden damit, dass die Menschen den Kopf schütteln und sagen: „Nein, nein. Das ist nicht der Kommunismus.“ Doch nach und nach lernen sie dazu, bis sie zum Schluss wirklich einen Kommunismus finden, der ihnen gefällt. Der_die Leser_in lernt mit ihnen und merkt: Der Kommunismus muss gar kein kompliziertes, unverständliches Theorie-Ungetüm sein. Mensch kann ihn ganz einfach verstehen.
über Kommunismus nachdenken zu wollen, erfordert völlig neue Ausdrucksweisen. Weg vom Pathos der roten Fahnen und Barrikaden, weg vom Geschäftsordnungston der Parteien und Grüppchen und weg von der reinen Lehre der Marxexegese kann nur eine kinderleichte Sprache, so Bini Adamczak, dafür sorgen, dass die freie Assoziation der Individuen wieder denkbar, vorstellbar und wünschbar wird, um machbar zu werden. Und so ist denn die Kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird eine theoretisch angeleitete Erzählung, die sich der Sprache eines Kinderbuchs bedient. Sie fällt damit durch jedes Raster: weder tatsächlich ein Kinderbuch, noch theoretisches Essay, weder literarische Erzählung noch historischer Abriss. In Missachtung der gängigen Genres ist Adamczak eine differenzierte Vergegenwärtigung der Fallstricke kommunistischer Gesellschaftskritik gelungen - mit Unterhaltungswert.
»Die Überlegung besticht durch ihre Einfachheit: Weit mehr schon als eine Dekade nach dem "Ende der Geschichte"
: In sechs Versuchen spielen die Menschen in den Bügeleisenfabriken in ihrer kindlich naiven Euphorie die bekannten Varianten kommunistischer Gesellschaftsveränderung durch, bemerken jedoch schnell, dass sie weiterhin unzufrieden sind.
Vom Feudalismus bis in die heutige Zeit: Adamczak schreibt über neidische Prinzessinnen, Händlerinnen, die Glasperlen gegen Gold tauschen, vertriebene Bäuerinnen, die ihre Arbeitskraft in der Stadt verkaufen müssen, über Bügeleisenfabriken und den "großen Topf" Staat, in den alle ihr Geld werfen, damit es, so die Hoffnung, gerecht verteilt werde. Aus der Konkurrenz der Fabriken erwächst schließlich die kapitalistische Krise und damit der Dreh- und Angelpunkt der weiteren Erzählung. "Und so wird's gemacht"

Sei es die Regulierung des Marktes durch den Staat bis hin zur kompletten Verstaatlichung, die Selbstorganisation der Arbeit bis hin zu ihrer Abschaffung oder bloße Maschinenstürmerei. Immer bleibt in ihren Augen Wesentliches unberücksichtigt: stupide Arbeitsinhalte, Konkurrenz, Bürokratismus, Verdinglichung oder das Zurückfallen hinter schon erreichte Lebensstandards. "Versuch Nr. 6", die bewusste Entscheidung, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, führt schließlich zur radikalen Kehrtwende: "Wir entscheiden alleine, wie es weiter geht. Denn das ist unsere Geschichte - und die machen wir jetzt selbst."

In einem Epilog benennt Adamczak noch einmal den Mangel der aufgeführten Kritikstrategien im Klartext: Allesamt setzen sie an Einzelphänomenen an, fordern je nach theoretischer Orientierung die Verbesserung von Zirkulation, Produktion oder Konsumtion ohne sich an das große Ganze heranzuwagen. Und noch ein weiteres Manko treibt Adamczak an: Was, wenn es an sozialen Bewegungen fehlt, die die kommunistische Idee praktisch werden lassen? Die Antwort klingt kinderleicht: Der Text sei es, der die stimulierende Wirkung praktischer Erfahrungen simulieren müsse. Allerdings können die Irrungen und Wirrungen der Praxis wohl nur bis zu einem gewissen Grad am Schreibtisch durchgespielt werden.

Verziehen sei, dass Adamczak gleich in der Einleitung mit der Verwendung der Krankheitsmetapher - an deren Dekonstruktion sich schon unzählige diskurstheoretische Arbeiten abgemüht haben - zielsicher in eines der vielen Fettnäpfchen der Kapitalismuskritik tritt. Nicht zu verzeihen hingegen ist, dass reaktionäre Formen der Kapitalismuskritik und sonstige Katastrophen des Kommunismus kaum Erwähnung finden. Dennoch: Dieses schmale Bändchen, das sich quer zu allen gängigen Textformen politischer Bücher stellt, enthält weit mehr Diskussionsstoff über die Zukunft sozialer Utopien und emanzipativer Gesellschaftskritik als unzählige theoretisch abgesicherte, staubtrockene Publikationen.«

Copyright © Frankfurter Rundschau online 2004 Erscheinungsdatum 09.12.2004

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Schlagwörter

Wertkritik, Revolution, Kinder, Marxismus, Kommunismus