Fünf neue Novellen Sechste Sammlung

Paul Heyse

EPUB
ca. 1,83
Amazon iTunes Thalia.de Weltbild.de Hugendubel Bücher.de ebook.de kobo Osiander Google Books Barnes&Noble bol.com Legimi yourbook.shop Kulturkaufhaus
* Affiliatelinks/Werbelinks
Hinweis: Affiliatelinks/Werbelinks
Links auf reinlesen.de sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn du auf so einen Affiliate-Link klickst und über diesen Link einkaufst, bekommt reinlesen.de von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.

Otbebookpublishing img Link Publisher

Belletristik / Gegenwartsliteratur (ab 1945)

Beschreibung

Auszug: "Zu Anfang unseres Jahrhunderts lebte in der Haupt- und Residenzstadt eines bescheidenen mitteldeutschen Fürstenthums ein Mann, Franz Alzeyer mit Namen, dem die stockende Luft seines Vaterländchens von Jahr zu Jahr beschwerlicher ward, so daß er keinen Anlaß versäumte, sich durch Hohnreden über Alles, was seinen Mitbürgern ehrwürdig schien, die Brust zu erleichtern. In seinem ansehnlichen Hause am Stadtgraben, das nur mit einem schmalen Giebel in die Straße schaute, dünkte er sich wie in einem Gefängniß, obwohl er aus der Hinterthür frank und frei zu den Bäumen drüben am eingesunkenen Burgwall spazieren konnte, ohne die Thorstunde einzuhalten. Er hatte aber als ein junger Gesell viele Jahre auf der Wanderschaft verbracht, war durch Frankreich gestreift und sogar über die Berge ein Stück ins Spanische hinein, von wo viel zu früh, da das wilde Blut noch lange nicht verbraus''t war, der Tod seines Vaters ihn heimgerufen hatte, damit er das verwais''te Geschäft, eine große Meerschaumschnitzerei, in die Hand nähme. Gekommen war er freilich, aber ein Stück Herz hatte er drüben in der Fremde hängen lassen, wo es auch verblieb, selbst nachdem er eine liebe und schöne Frau genommen hatte, die ihm zwei Kinder gebar, einen Sohn und eine Tochter, beide der Mutter ähnlicher als dem Vater. Den Knaben nannte er nach dem einzigen Deutschen, den er für einen großen Mann gelten ließ, Friedrich; für das Mägdlein war er lange um eine würdige Taufpathin in Verlegenheit, da er eine tiefe Geringschätzung aller deutschen Weiber zur Schau trug. Zuletzt warf er seine Augen auf die russische Zaarin Katharina, von der er viel erstaunliche Abenteuer gehört und gelesen hatte, und nannte sein blondes zartes Kind nach dieser gewaltigen Dame, in der Hoffnung, daß ihr Name und Vorbild etwas Gescheiteres aus dem Mägdlein machen werde, als eine langweilige deutsche Hausfrau."

Kundenbewertungen